Kromfohrländer vom Hamburger Elbstrand
Zuchtstätte für glatthaarige Kromfohrländer

ProKromfohrländer e.V. und Feragen

Bereits 2018 hat ProKromfohrländer mit dem österreichischen Labor für genetische Veterinärdiagnostik Feragen im Rahmen einer Studie über den Zusammenhang zwischen einem bestimmten Gendefekt und dem Absinken des von-Willebrand-Blutgerinnungsfaktors zusammengearbeitet. In den Jahren danach gab es immer wieder einen wissenschaftlichen Austausch mit Feragen.

Bis etwa Mitte 2020 haben wir mit dem finnischen Labor MyDogDNA einen guten Partner für unsere Genanalysen gehabt. Nachdem dieses aber an Mars, Incorporated verkauft und in Wisdom Panel umbenannt wurde, gab es einige für uns wichtige Tools nicht mehr. Darum haben wir entschieden, zu Feragen nach Österreich zu wechseln. Seit 2023 werden also alle bei ProKromfohrländer geborenen Welpen dort einer Genanalyse unterzogen. Zusätzlich werden bei allen in der Zucht eingesetzten Hunde diejenigen Tests nachgeholt, die bei Wisdom Panel nicht inkludiert waren, bei Feragen hingegen schon. 

Was genau beinhaltet eine solche Genanalyse bei Feragen? Zunächst einmal bekommen wir, wie auch zuvor bei Wisdom Panel, Auskunft über Gendefekte, die für bestimmte Erkrankungen verantwortlich sind, so etwa

- Von Willebrand Typ 1
- Digitale Hyperkeratose
- Hyperuricosurie

Diese können wir also durch gezielte Verpaarungen ausschließen. Es werden noch zahlreiche weitere Genorte auf Defekte gescannt. Auf diese Weise können wir, wie bereits im Jahre 2017 im Falle des vWF-Gens, schnell auf eine neue Situation reagieren, wenn ein Defekt auftaucht, der auch bei unseren Kromfohrländern mit einer Erkrankung in Zusammenhang gebracht werden kann.

Am Rande: Bekannterweise sind viele Erkrankungen (noch) nicht gentechnisch nachweisbar, darunter Autoimmunerkrankungen und Epilepsie sowie Gelenkerkrankungen. Zur Bekämpfung dieser durchforsten wir das familiäre Umfeld der Tiere in den Stammbäumen, die uns ja auch bei unserer Einkreuzrasse bekannt sind. Für das Eindämmen solcher Krankheiten braucht es bis auf weiteres andere Zuchtstrategien, wie z.B. unser Genotypverfahren in Zusammenarbeit mit dem TG-Verlag (Rechenzentrum für Tierzucht und angewandte Genetik), die obligatorische Röntgenuntersuchung aller Projekthunde auf Hüftdysplasie sowie die Teilnahme an einer Studie der Universität Bern zur Ermittlung eines Gentestes für die Stoffwechselerkrankung Cystinurie Typ III, mehr dazu HIER.

Über die Gendefekte hinaus untersucht Feragen die zuständigen Genorte für körperliche Merkmale. So wissen wir genau, welche Farben und Fellstrukturen die Hunde vererben, ebenso welche morphologischen Eigenschaften. Wir wissen also, wie ein Hund sogenannte „Furnishings“ vererbt, welche für Bart und Augenbrauen ebenso sorgen wie für rauhaariges Fell. Hunde ohne diese Furnishing-Gene haben weder Bart noch Augenbrauen und eine glatte Haarstruktur. Mit dieser Kenntnis kann man z.B. reinerbig rauhaarige Hunde durchaus mit solchen ohne Bart und glattem Fell verpaaren und darf ausschließe bärtige Welpen erwarten. Ähnlich verhält es sich mit der Felllänge und den verschiedenen bei Kromfohrländern vorkommenden Fellfarben. Das gibt uns die Möglichkeit, Hunde mit im Rassestandard definierten „Fehlern“ dennoch in der Zucht zu lassen, weil wir sie gezielt verpaaren können. So müssen wir auf deren wertvollen Gene nicht verzichten. Auf diese Weise werden bei uns keine Hunde nur aufgrund rein optischer Merkmale von der Zucht ausgeschlossen, wie es in anderen Zuchtvereinen der Fall ist.
Ebenfalls wird die genetische Diversität bestimmt. Das gibt es auch bei Wisdom Panel, aber im Vergleich scannt Feragen dafür etwa die 3-fache Menge an Genmarkern. Neben einem verlässlicheren Diversitätswert und dem genetischen Inzuchtkoeffizienten gibt uns das auch eine sehr genaue Möglichkeit, die Genome zweier zu verpaarender Hunde zu vergleichen und damit die genetische Verwandtschaft der beiden zu bestimmen. Dies ist für uns von unschätzbarem Wert, denn auf diese Weise können wir unpassende Verpaarungen viel besser vermeiden, weil diese genetische Verwandtschaft nicht selten stark abweichend ist von derjenigen, die uns eine Stammbaumanalyse liefert.

 

Zusätzlich erhalten wir Auskunft über die sogenannten DLA-Haplotypen. Bei diesen handelt es sich um Kombinationen von Genen des MHC-Komplexes auf dem Chromosom 12, welche für ein funktionierendes Immunsystem notwendig sind. Beim reinrassigen Kromfohrländer ist die Zahl dieser DLA-Haplotypen mit lediglich 5 (plus 2 weitere in leicht veränderter Kombination) stark reduziert. Im Einkreuzprojekt kommen durch den Dansk-Svensk Gårdshund zahlreiche weitere hinzu, denn dieser verfügt über eine weit größere Menge. Für den Aufbau einer Population mit wachsender genetischer Diversität, auch im Bereich der DLA-Haplotypen, ist dieser Test also eine äußerst wertvolle Ergänzung. Mehr Informationen dazu HIER BEI FERAGEN.

 

Eine moderne Hundezucht muss stets auch den Fortschritt der Wissenschaft einbeziehen. Neben den selbstverständlichen sonstigen Voraussetzungen bei der Auswahl der Zuchttiere wie die verwandtschaftliche Entfernung, aktuelle Gesundheitsnachweise, dem Studium der einzelnen Linien in Bezug auf Häufungen von bestimmten Krankheiten, unserem Genotypverfahren sowie phänotypische Voraussetzungen (weitere Informationen HIER) sind also diese Genanalysen incl. DLA-Haplotypen für uns ein unverzichtbares Werkzeug für eine erfolgreiche Zuchtplanung.


Hier ist ein sehr schöner Artikel zu dem Thema, erschienen in der Märzausgabe der Zeitschrift des Österreichischen Kynologen-Verbandes (Herunterladen durch anklicken):

Rassehundezucht im Wandel

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